Beschreibung
Im Zuge einer fortschreitenden Globalisierung und dem damit verbundenen Wandel von der Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft werden traditionelle gewerkschaftliche Milieus in Deutschland verdrängt. Zugleich nimmt die Integrationsfähigkeit der dominierenden Großgewerkschaften an den Rändern ihrer Organisationsbereiche stetig ab. Diese Arbeit beschäftigt sich deshalb schwerpunktmäßig mit dem Aufkommen von Spartengewerkschaften in Deutschland, die in Arbeitskämpfen zunehmend an Einfluss und Macht gewinnen. Neben aktuellen Entwicklungen im Gewerkschaftssektor werden inhaltliche Analysen hinsichtlich Änderungen in der Rechtsprechung aufgezeigt und sich daraus ergebende Konsequenzen diskutiert.
Autorenportrait
Martin Rosenberger, geboren 1990, studierte Betriebswirtschaftslehre mit dem Schwerpunkt Notenbankwesen an der Hochschule der Deutschen Bundesbank, Schloss Hachenburg. Seitdem arbeitet er im Bereich Banken- und Finanzaufsicht. Vor dem aktuellen tagespolitischen Hintergrund entwickelte der Autor bereits während des Studiums ein besonderes Interesse an der sich veränderten Gewerkschaftslandschaft in Deutschland und den sich daraus ergebenden Konsequenzen.
Leseprobe
Textprobe:Kapitel 4.1, Auswirkungen auf Betrieb und Arbeitsvertrag:Bei den betrieblichen und arbeitsvertraglichen Folgen der Tarifpluralität wird zunächst auf den erhöhten Transaktionsaufwand für die Tarifvertragsparteien eingegangen. Im Anschluss wird geklärt, inwieweit es dem Arbeitgeber zusteht vom Arbeitnehmer zu erfahren, ob er gewerkschaftlich organisiert ist oder nicht. Dies ist insofern von Bedeutung, als der Arbeitgeber den jeweils gültigen Tarifvertrag anwenden muss. Abschließend werden die Auswirkungen der Tarifpluralität auf Bezugnahmeklauseln im Arbeitsvertrag erläutert.4.1.1, Erhöhter Transaktionsaufwand:Bei gleichzeitiger Gültigkeit mehrerer Tarifverträge im Unternehmen und der damit verbundenen höheren Anzahl an Tarifverhandlungen ist es naheliegend, dass es zu einem Anstieg der Transaktionskosten kommt. Die Aufwendungen setzen sich aus ex-ante Kosten aufgrund eines erhöhten Informations-, Koordinations- und Verhandlungsaufwandes und ex-post Kosten für Umsetzungs- und Implementationsaufwand zusammen. Transaktionskosten treten in erhöhter Form auf, wenn mehrere Tarifvereinbarungen für ein und dieselbe Gruppe (z.B. Lokführer) gelten oder wenn mehrere Tarifverträge für verschiedene Mitarbeitergruppen des gleichen Betriebs (z.B. Piloten und Flugbegleiter bei der Lufthansa) Geltung finden.Natürlich entstehen nicht nur auf Seiten der Arbeitgeber, sondern auch auf Seiten der Arbeitnehmer zusätzliche Kosten. In erheblichem Umfang etwa bei der Abspaltung oder Neugründung einer Spartengewerkschaft. Diese zusätzlichen Transaktionsaufwendungen stellen den wohl größten Hinderungsgrund dar, sich als Berufsverband aus einer traditionellen Bindung mit einer Industrieverbandsgewerkschaft zu lösen. Alle zusätzlichen Transaktionskosten der Tarifvertragsparteien gemeinsam betrachtet verhindern ein'economizing on transaction costs'. Dabei bleibt festzuhalten, dass Gewerkschaften stärker als Arbeitgeber von der Kostenzunahme betroffen sind.Zwar ist die Arbeitswelt durch Tarifpluralitäten komplexer geworden und es ist daher mit höheren Kosten zu rechnen, es sollte aber nicht vergessen werden, dass dieses Problem durch moderne Informationstechnologien abgemildert wird. Individuelle Unterschiede, etwa bei der Gewerkschaftszugehörigkeit, kann der Arbeitgeber beispielsweise über EDV-Programme verwalten. Gleichwohl bleibt das Problem bestehen, dass durch die Tarifpluralität steigende Transaktionskosten mit abnehmender Planungssicherheit einhergehen.
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