Beschreibung
Das Buch leuchtet prägnant die Möglichkeiten und Grenzen kindlicher Entwicklung in der globalisierten Moderne des 21. Jahrhunderts aus. Die Autorinnen und Autoren betrachten die Auswirkungen von sozialen Beschleunigungsprozessen, Bildungsoptimierungsversuchen und neuen Medien auf die psychosoziale Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Es mehren sich Stimmen aus Wissenschaft und Praxis, die auf die Schattenseiten der Moderne für unsere Kinder hinweisen: Depressivität, Hyperaktivität und Konzentrationsschwächen sind einige der beobachtbaren anwachsenden Symptome. Inhalt: Frank Dammasch: Das Kind in der Moderne Vera King: Optimierte Kindheiten Rolf Göppel: Haben Kinder und Jugendliche größere emotionale Defizite und psychosoziale Störungen als früher? Michael Günter: Das Spiel in der virtuellen Welt Ann Kathrin Scheerer: Das modernisierte Krippenkind Rainer Böhm: Neurobiologische Aspekte der Kleinkindbetreuung Ellen Lang-Langer: Die Behandlung eines siebenjährigen Jungen mit früher Krippenerfahrung Iris Nikulka: Weibliche Sexualität in der Adoleszenz heute Gertrud Hardtmann: Kindheiten zwischen Anpassung und Widerstand Jochen Raue: Nicht ohne mein Handy
Autorenportrait
Die Herausgeber: Frank Dammasch, Prof. Dr., Dipl. Soz., Dipl. Päd., analytischer Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeut, Kontrollanalytiker, Supervisor, Hochschullehrer an der Fachhochschule Frankfurt a. M. Autor und Herausgeber mehrerer Bücher. Bei Brandes&Apsel zuletzt: Jungen in der Krise (2. Aufl. 2012); Männliche Identität (2009), zus. m. M. Teising. Martin Teising, Prof. Dr. phil., Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie sowie für Psychosomatische Medizin, Psychoanalytiker und Lehranalytiker (DPV/IPA). Lehrte an der Fachhochschule Frankfurt a. M., jetzt an der International Psychoanalytic University, Berlin. Arbeiten zu Suizidalität, Narzissmus und Alter, Mitherausgeber von Männliche Identität.
Leseprobe
Frank Dammasch / Martin Teising"Die Zukunft war früher auch besser" Erfolgreiche Identitätsentwürfe des modernen Subjekts müssen durch einen stabilen Identitätskern wie durch die Fähigkeit zur Flexibilität gekennzeichnet sein. Gerade die erweiterten Möglichkeiten konfrontieren allerdings die psychische Struktur vieler Individuen mit neuen integrativen Anforderungen, denen sie nicht immer gewachsen sind. Erwachsene, aber auch viele Jugendliche leiden an Depressionen, die heute oft als Burnout etikettiert werden, und an Suchterkrankungen. Bei Kindern zeigen vermehrte Störungen der Aufmerksamkeit, der Konzentrationsfähigkeit und der Impulskontrolle, dass unsichere Beziehungserfahrungen und Beschleunigungserwartungen ihren sozialen Preis haben. Sie können als pathologischer Ausdruck einer Gesellschaft gedeutet werden, in der sich eine wachsende Zahl von Menschen durch die Beschleunigungsanforderungen der Moderne in systematische Überforderungssituationen hineinmanövriert fühlen. Dies können wir als Ausdruck eines unvermeidbaren Spannungsverhältnissen zwischen der inneren Struktur der Psyche und den wachsenden Flexibilisierungsanforderungen der Außenwelt ansehen, können es aber auch als Hinweise auf einen tiefgreifenden Spalt zwischen der inneren Bedürfnisstruktur des Subjekts und den ökonomischen und technologischen Kräften verstehen, die heute das Realitätsprinzip dominieren. Wie sich der äußerlich erfahrbare soziale und technologische Wandel der Moderne auf die kindlichen Entwicklungs- und Bildungsprozesse und die intrapsychische Strukturbildung auswirken, ist somit Thema dieses Buches. Verändert die Moderne unser inneres Bild vom Kind? Wie gestalten sich die Lebens- und Beziehungsentwürfe heutiger Kinder und Jugendlicher im Spannungsfeld zwischen virtuellen und realen Räumen? Welche neuartigen Phänomene erweitern oder gefährden die Verarbeitungsfähigkeiten der kindlichen Psyche? Wirkt die Arbeitsbeschleunigung sich unmittelbar auf Kindheit und Jugend aus? Setzen wir unsere Kinder mit der politisch gewollten frühen Fremdbetreuung einem gesundheitsgefährdenden Stress aus? Wie beeinflusst die Internetpornografie die psychosexuelle Identitätsbildung des Jugendlichen? Welche Auswirkungen haben neue Kommunikationsmedien auf die psychosoziale Identitätsbildung oder den psychotherapeutischen Prozess? Nehmen psychische Krankheiten in der Moderne tatsächlich zu oder ist es nur der medial geschärfte Blick darauf? Wie erleben ältere und junge Menschen die
Inhalt
InhaltFrank Dammasch / Martin Teising"Die Zukunft war früher auch besser"Frank DammaschDas Kind in der ModerneSozialpsychologische und psychoanalytische GedankenVera KingOptimierte KindheitenFamiliale Fürsorge im Kontext von Beschleunigung und FlexibilisierungRolf GöppelHaben Kinder und Jugendliche größere emotionale Defizite und psychosoziale Störungen als früher?Michael GünterDas Spiel in der virtuellen WeltAffektabwehr, "milde Narkose" oder Symbolisierung?Ann Kathrin ScheererDas modernisierte KrippenkindRainer BöhmNeurobiologische Aspekte der KleinkindbetreuungEllen Lang-LangerDas böse ObjektDie Behandlung eines siebenjährigen Jungen mit früher KrippenerfahrungIris NikulkaWeibliche Sexualität in der Adoleszenz heuteIm Spannungsfeld von Hysterie, Chirurgie und PornografieGertrud HardtmannKindheiten zwischen Anpassung und WiderstandGemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den GenerationenJochen RaueNicht ohne mein HandyTriebwünsche ausleben oder Versagung ertragen?Die Autorinnen und Autoren
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