Beschreibung
Der 2. August 2013 ist ein Donnerstag, Leonid Strohbrenner erwacht gegen halb sieben, er steht auf, frühstückt ausgewogen und lässt sich vom öffentlichen Nahverkehr an den Schreibtisch transportieren. Nichts Ungewöhnliches ist zu erwarten. Der Vormittag wird zäh und ruhig vergehen, mit Steuerbescheiden und Zuwendungsbestätigungen, kurzen Gesprächen auf dem Flur, knappen Telefonaten. Er ist Sachbearbeiter im Finanzamt einer deutschen Großstadt, ein stiller, sorgfältig arbeitender Mann, Mitte Dreißig, mittelblond, mittelgroß, auf den ersten Blick ohne ungesunde Leidenschaften. Etwas Warmes am Mittag, drüben bei Yürüm, aber ohne Zwiebeln, ohne scharf. Ein Tag ohne Risiko, alles ganz normal. Kurz nach dem Essen aber endet jede Normalität seine Türe wird aufgerissen, und Kollege Trollinger aus dem Nachbarbüro steht davor, schwer schnaufend, atemlos vor Aufregung: Er müsse mitkommen, sofort! Hausdurchsuchung! Steuerfahndung! Bereitschaftspolizei! L. Strohbrenner erhebt sich nur widerwillig. Widerwillig und ahnungslos. Wenn er in diesem Moment, am 2. August 2013 um 13 Uhr 58, auch nur ein winziges Unwohlsein gespürt hätte, eine schwache Andeutung der künftigen Schmerzen, Schrecken und Gefahren er wäre sitzen geblieben. Denn nach diesem Donnerstag wird nichts mehr sein, wie es einmal war.
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