Als ich Titel und Cover gesehen habe, wollte ich das Buch sofort lesen. Kapitalismus bekämpfen ist immer eine gute Sache, vom Sofa erst recht und auch die Gegenposition zum Girlboss-"Lean In"- Feminismus, die schon im Titel anklingt, hat mich sofort angesprochen.
Nadia Shehadeh erläutert das Potenzial des Ausruhens als feministische Praxis. Entgegen dem misogynen Klischee der faulen Hausfrau, die sich zu Hause entspannt oder der berufstätigen Frau, die einfach zu unambitioniert ist, um auf das Karrierelevel ihrer männlichen Kollegen zu kommen, legt Shehadeh dar, dass in der Realität faule Frauen kaum zu finden sind. Sie übernehmen den Großteil der (unbezahlten) Care-Arbeit und müssen im Job gegen patriarchale Strukturen ankommen. Die Behauptung, man müsse nur genug Girlboss-Energie aufbringen, um in dieser Gesellschaft erfolgreich zu sein und Macht & Einfluss zu erlangen, kommt von dem sehr privilegierten Standpunkt meist weißer Frauen mit großem ökonomischem, sozialem und kulturellem Kapital.
Für alle Menschen mit schlechteren Startbedingungen ist diese Behauptung schlichtweg nicht wahr. Die Autorin beschließt deshalb, den beruflichen Ehrgeiz hinter sich zu lassen, nur noch das nötige zu tun und Feierabend zu machen, sobald die Arbeit erledigt ist und sich stattdessen möglichst ausgiebig zu entspannen. Denn "ein halbwegs öder Tag zu Hause ist immer noch besser als ein interessanter Tag bei der Arbeit".