Zweihundert Leichen gehen jedes Jahr durch den Ninoy Aquino International Airport von Manila, doch was passiert, wenn einer der Körper nicht seinen richtigen Namen trägt? Der Provinzpolizist Walter, der die Nachricht vom Tod der Frau überbringen soll, wird gleich stutzig, hatte er Aurora nicht gestern erst im örtlichen Nachtclub singen hören? Wie könnte sie gleichzeitig in Saudi-Arabien als Leiche auf ein Flugzeug geladen werden, als eine der unzähligen Overseas Worker, die irgendwann, tot oder lebendig, wieder auf eine der vielen philippinischen Inseln zurückkehren und ebenso in einem tristen Karaoke Club am Ende der Welt singen? Nach und nach enthüllt die Plot-Zwiebel immer weitere Hintergründe, dieser doch leider recht exemplarischen Geschichte über die Ausbeutung philippinischer Menschen in allen Ecken dieses Planeten. Wir begleiten Walter und die echte lebende Aurora, aus der Provinz nach Manila, um die Leiche, die in Wirklichkeit Soledad heißt und Rorys ältere Schwester war, abzuholen. Es lässt sich viel lernen über Alltag und Lebensrealitäten auf den Philippinen, über die Geschichte und das koloniale Erbe, welches sich in Armut, Gewalt und Antifeminismus mit katholischem Einschlag abbildet. Jose Dalisay gelingt ein meisterlich erzählter Kriminalroman vor dem Hintergrund eines Landes, mit dem wir in Deutschland literarisch selten in Kontakt kommen. Allen für die das interessant klingt, kann ich Last Call Manila sehr ans Herz legen.