Ein kompliziertes, Kontinente und Jahrzehnte umspannendes Väternetz. Robert sucht seinen leiblichen Vater, ein Phantom namens Ray, irgendwo in London. Das ist nun möglich, denn der andere, der Stiefvater, der immer verboten hatte über den anderen, den Konkurrenten zu reden, ist tot. Beide stammen ursprünglich aus Trinidad, könnten aber unterschiedlicher nicht sein. Also fliegt Robert, der eigentlich fürs Theater schreibt, nach London und wird wieder Sohn. Er findet seinen Vater in einem tristen Altersheim, ohne einen anderen lebenden Verwandten in Sicht. Doch Ray erinnert sich nicht mehr, spricht nicht mehr, wegen eines Schlaganfalls oder wegen der rassistischen Gewalt, die er in Großbritannien erleben musste. Ray kann nicht helfen, Roberts Vaterloch in seiner Lebensgeschichte zu füllen. Auch wenn er nach und nach doch noch Verwandte findet, erst in London, dann auf Trinidad, wo er mit Ray hinreist, entgleitet ihm sein Vater immer weiter, kriegt er seine Geschichte nicht richtig zu fassen. Dennoch erfahren wir aus unzuverlässigen Quellen einiges über Rays Geschichte, die seiner Familie und die des Landes, aus dem er stammt. Doch unser Protagonist lässt auch seine Frau und Tochter in der Schweiz zurück und verlängert mehrmals seinen Aufenthalt zum Missfallen eben dieser. Dean konstruiert mit Meine Väter eine berührende Geschichte über Identität, Familie und Erinnerung. Er wirft Licht auf die indische Diaspora auf Trinidad und behandelt Themen von Rassismus und Kolonialismus. Das erste Mal 2003 erschienen, hat der Roman für mich nicht an Aktualität eingebüßt, was aber auch daran liegen könnte, dass Dean seinen Text für diese Neuveröffentlichung nochmals überarbeitet hat. Eine volle Leseempfehlung für alle, die mehr wissen wollen über das Land des Karnevals und des Calypsos und sich mit der Suche nach den eigenen Wurzeln identifizieren können.