Es tut mir Leid, es ist vielleicht nicht die kulturell sensibelste Art und Weise, einen japanischen Krimi sofort mit Detective Conan zu vergleichen, nur weil es wahrscheinlich die einzigen beiden Stücke Krimi-Media sind, die ich jemals aus Japan verkonsumieren durfte. Es gibt ja auch wirklich massenhaft Unterschiede: Seishi Yokomizos großer zweiter Teil um den Detektiv Kosuke Kindaichi ist nicht umsonst gerade der große Mordgeschichten-Export aus dem Land. Er strotzt nur so vor feingeistigen und ästhetisch stark in dem Plot eingewebten Referenzen auf den legendären Wanderdichter Basho aus dem 17. Jahrhundert (lest den übrigens, der ist unglaublich!) und spielt historisch interessant in einem Nachkriegssetting auf einer gebeutelten, eigenbrödlerischen japanischen Insel, deren Name sich als "Höllentor" übersetzen ließe.
Aber ich kann mir nicht helfen: Mord auf der Insel Gokumon ist zu 100% Detective Conan-kodiert. Nicht unbedingt in den Charakteren, auch wenn unser Held Kosuke definitiv ebenfalls ein verschlagener Klugscheißer mit feinem Humor ist. Es ist vor allem der Aufbau. Ein mysteriöses, wunderschönes, aber ein bisschen unheimliches Setting, in das unsere Protagonisten unverholfen stolpern. Ein Cast voller eigenwilliger Charaktere, jeder von ihnen mit einem Motiv. Und dann ein aus dem Nichts hereinbrechender Mordfall, der ab und zu leichte Gesten ins Übernatürliche vornimmt, aber nur darauf wartet, dass unser Detektiv damit klar schiff macht. Mord auf der Insel Gokumon nimmt eine ästhetische Bombe, eine der verträumtesten und die Fantasie anregenden Settings und webt daraus einen poetischen, süffisanten und unwiderstehlich gut erzählten Mordfall, den man ausgelesen haben wird, bevor man überhaupt ganz darin ankommen kann.