Seit ich 12 bin, lese ich Kriminalromane, hat man so viele gelesen wie ich, wiederholt sich irgendwann das Geschriebene. Es gibt einen bestimmten Aufbau und so ist man nicht mehr verwundert, wer das Opfer und wer der Täter ist. Auch bei Plamadon ist die Kriminalgeschichte keine neue Erfindung. Eine junge Frau wird missbraucht, die Täter sind Männer. Doch dieses Buch unterscheidet sich so sehr von anderen, öffnet das Genre so weit, dass es zu meinem Lieblingsbuch wurde und ich seither nach mehr seiner Art suche. Eric Plamadon schildert nicht nur das Verbrechen an dieser jungen Frau, er bettet es in ein größeres Verbrechen an den First Nation Kanadas ein.
Das Fiktive ist mehrfach so ähnlich in der Realität geschehen. Der Einzelfall steht für die Art der (französischen) Kolonialisten sich den indigenen Völkern als selbstverständlich übergeordnet anzusehen und sich an ihnen so wie ihrem Land und ihrer Kultur zu vergehen. Vor dem Hintergrund der realen Vorfälle des Salmon War webt Plamadon in kurzen Kapiteln einen Krimi in eine gesellschaftskritische Studie, Naturbetrachtungen und Lebensrealität einer Gruppe der First Nation Kanadas. Er schafft es trotz genreübergreifender Erzählung die Spannung bis zuletzt zuzuspitzen.