Was kommt dabei heraus, wenn man den albanischen Mythos um Ballaban Badera in eine dystopische Zukunft versetzt? Dieser Roman. Angelehnt an das Osmanische Dewschirme System, die sogenannte Knabenlese, wird der junge Protagonist in Andrea Grills Roman entführt und zum Soldaten ausgebildet. Doch zunächst sorgt er, weil er beinahe ertrinkt, dafür, dass im ganzen Land die Flüsse trockengelegt werden. Nach seiner Verschleppung und dem Beginn seiner Ausbildung zum abgestumpften Soldaten flieht er aus dem Wüstenlager, in dem er gequält wird, und beginnt eine wilde Irrfahrt durch die Landschaft eines unbekannten Landes.
Grill setzt in ihrem Text sehr gekonnt Technologien der Zukunft ein, ohne dass es plump oder klischeehaft wirkt. Sie spielt mit elterlichen Ängsten und dem Sicherheits- und Kontrollzwang, der auch in unserer Zeit immer mehr erstarkt und in diesem Sinne ein realistisch wirkendes Bild von der Zukunft vorauswirft. Letztendlich ist dieses Buch ein toller Zukunftsroman, ein überraschend mitreißender Abenteuerroman und eine kunstvolle Anspielung auf eine lang erzählte Geschichte eines in Deutschland literarisch unterrepräsentierten Landes. Sprachlich bleibt es direkt und kommt ohne große Schnörkel aus, wodurch es sich gut und lustvoll lesen lässt.