„Eine neue Tonart für ein altes Lied“ – Ja, die findet Yael van der Wouden und die lässt sie auch ihre Protagonistin treffen. Sie singen das Lied zweier Menschen, die sich langsam, langsam, entgegen großen Widerstands, annähern. Eva stört Isabels reduzierten Alltag, in diesem großen, großen Haus, das sie eigentlich alleine belebt, ihre beiden Brüder sind auch nach dem Tod der Mutter nicht zurückgekehrt. Isabel kontrolliert ihre Bedienstete und führt Inventarlisten. Nein, sympathisch wirkt sie nicht, eher gefangen: Der geographische Erzählradius ist klein, das Misstrauen groß, ihr Blick auf die wenigen anderen Figuren und insbesondere Eva ist so hart, dass er einen nicht Teil dieser Welt sein wollen lässt, ein Einfühlen verhindert, bis er langsam, langsam weicher wird, wärmer, verwirrter.
Sowohl dieses Aufblitzen von Wärme als auch die vorherrschende Kargheit erzählen peu à peu immer mehr über Isabel, ihr Innenleben, die Vergangenheit ihrer Familie und damit über die niederländische Nachkriegsgesellschaft, die bloß eine Nebenrolle spielt und in genau diesem Raushalten eine so viel größere. Wie in den Kriegsjahren, bevor die Erzählung einsetzt – eine weitere Strophe des alten Liedes, das Yael van der Woudens Debüt In ihrem Haus, übersetzt von Stefanie Ochel auf eindrückliche, geschickte und auch schlichtweg schöne Art erzählt.
Jetzt vorhanden in diesen Filialen: