Fang Fang - Glänzende Aussicht, aus dem Jahr 1987, ein in seinem Herkunftsland China verbotener Roman, in seiner rohen Brutalität ist das Einzige, das mich weiterlesen lässt, die Stille der Erzählperspektive, die Sicherheit des Kindes im erdigen Bett. Es ist absurd, dass man das Buch nur aus dieser Perspektive ertragen kann, denn im Grab ist es warm, die Liebe des Vaters gilt dem toten Sohn. Alle anderen Söhne werden misshandelt, Grobheit und Erniedrigung sind die Form der, von beiden Elternteilen gewählten, Erziehung. Vom Land in die Armutsbaracken von Wuhan gezogen, lebt diese Arbeiterfamilie zu elft auf engstem Raum. Aufstiegsmöglichkeiten gibt es keine. Der Vater sieht in einer Schulausbildung die Verweichlichung des Charakters. Was er nicht brauchte, braucht auch die Generation nach ihm nicht.
Schon im Kleinkindalter werden die Nachkommen zur Beschaffung von Nahrungsmitteln in die Kälte geschickt. Am schlimmsten trifft es den 7. Sohn. Die Dinge, die ihm angetan werden, waren fast nicht auszuhalten beim Lesen. Und doch ist es dieser Sohn, der es als Einziger schafft, sich zu lösen. Er tauscht sein Arbeiterleben gegen das Parteileben ein, eine typisch kommunistische Biografie. Nun sieht der Bruder 7 auf seine Familie herab, nicht der Hass und die Kälte seines Elternhauses stoßen ihn ab, sondern ihre Klasse.
Dieses Buch werde ich so schnell nicht vergessen können.
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