„Vielleicht krachen nicht wir gegeneinander, sondern die Welten, aus denen wir kommen.“
Als sie und Max matchen, ist Lio skeptisch. Eigentlich möchte sie sich nicht auf eine Liebschaft einlassen, lieber ihren Körper ganz für sich behalten. Trotzdem nähern sich die beiden langsam an, zuerst in der Badewanne, dann in Südfrankreich. Doch was sich auf den Buchseiten entfaltet, ist kein klassischer Liebesroman. Denn auch als Lio und Max ein Paar werden, bleiben die Narben ihrer Vergangenheit präsent: Lios gewalttätige Mutter, der unbeholfene Vater und andere Erinnerungen, die sie am liebsten verdrängen würde, doch ihr Körper erinnert sich. Und auch Max hat sein Päckchen zu tragen.
In „Liebewesen“ taucht man ab in die nagenden Verletzungen von Körper und Seele, in die Tiefen von Beziehungen und Abhängigkeiten, in den Wert von Freund:innenschaft. Trotz der gewaltvollen Erfahrung der Protagonist:innen entwickelt Caroline Schmitts feines Gespür für die Figuren, Dialoge, Beziehungsgeflechte und Settings (von Student:innenpartys auf einer Rollschuhbahn bis hin zu einem Spontantrip in die Berge) einen rauschhaften Sog. Schmitt hat in ihrem zugleich sanften wie brutalen Debütroman ein gefühlsintensives, ehrliches Glanzstück geschaffen. Eine schmerzhafte und dennoch wertvolle Erfahrung.