Beschreibung
Im 19. Jahrhundert durchläuft die künstlerische Beschäftigung mit der antiken Welt einen weitreichenden Transformationsprozess, der insbesondere durch die historische und archäologische Erforschung des Mittelmeerraums vorangetrieben wird. Zwar bleibt das Altertum als Gegenstand künstlerischen Schaffens omnipräsent, doch verliert es im Zuge seiner wissenschaftlichen Erschließung jene Normativität, die ihm im europäischen Klassizismus eine unangefochtene Vorrangstellung gesichert hat.
Die archäologische und quellenkritische Erforschung der Antike stellt deren ästhetische und historiographische Vergegenwärtigung vor unterschiedliche Herausforderungen: Literarische und bildkünstlerische Imaginationen müssen die neuen Erkenntnisse aufgreifen und avancieren daher nicht selten zu Speichermedien für altertumskundliches Wissen. Die historiographische Vermittlung hingegen ist auf die Darstellungsstrategien der Literatur und Malerei angewiesen, da sich die Vergangenheit nur mittels ästhetischer Organisationsformen zum Sprechen bringen lässt.
Autorenportrait
Ernst Osterkamp, Humboldt-Universität zu Berlin;Thorsten Valk, Klassik Stiftung Weimar und Friedrich-Schiller-Universität Jena.
Inhalt
Ernst Osterkamp u. Thorsten Valk: Einleitung
[Beiträge in alphabetischer Reihenfolge der Autoren]
Barbara Beßlich: Abtrünnig der Gegenwart. Julian Apostata und die narrative Imagination der Spätantike bei Friedrich de la Motte Fouqué und Felix Dahn
Martin Dönike: Handbuch oder Roman? Alternative Modi der Antikedarstellung bei dem Altertumswissenschaftler Wilhelm Adolph Becker
Sabine Fastert: Pindar für den König, Klopstock für die Königin. Literaturrezeption im Königsbau der Münchner Residenz
Thorsten Fitzon: Vom schönen Anfang der Geschichte. Antike-Imaginationen in der historischen Lyrik Hermann Linggs
Daniel Fulda: Bilder und Geschichten. Einbildungskraft und Evidenz als Elemente eines lebendigen Historismus
Katharina Grätz: Evidenz des Musealen. Die ästhetische Wiederkehr der Antike in StiftersNachsommer
Johannes Grave: Ästhetisch reflektierter Historismus. Carl Rottmanns Griechenlandzyklus und Friedrich HölderlinsHyperion
Cordula Grewe: Biblische Antike und bildliche Vergegenwärtigung. Julius Schnorr von Carolsfeld, Gustave Doré und William Holman Hunt
Ekaterini Kepetsis: Transformationen der Phryne. Jean-León Gérômes antikische Gattungshybride zwischen Missverständnis und Provokation
Albert Meier: Trivialantike. Mythen-Popularisierung im Medium der Operette
Dirk Niefanger: Die Geburt des antiken Theaters im 19. Jahrhundert
Barbara Potthast: Von römischer Schreckensherrschaft und christlicher Übermacht.The last days of Pompeii Quo vadis? Ben Hur
Timm Reimers: Der Professorenroman zwischen Imagination und Evidenz. Zur Funktion der Paratexte in den Romanen von Georg Ebers und Ernst Eckstein
Christian Scholl: Historisierter Klassizismus. Die Odyssee-Landschaften Friedrich Prellers d. Ä. und ihre zeitgenössische Rezeption
Michael Thimann: Antike ohne Götter. Heinrich Drebers Landschaftskunst
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