Eine Empfehlung von Jessika:
In Dror Mishanis Kriminalroman "Drei" lernen wir in drei Kapiteln drei verschiedene Frauen kennen, deren Schicksale auf eine Weise miteinander verknüpft sind, die man hier eigentlich gar nicht näher beleuchten darf, weil dann schon zu viel verraten wird. Nur so viel:
Die Lehrerin Orna ist eine alleinerziehende Mutter und lebt mit ihrem Sohn Eran in Tel Aviv. Ihr Ex-Mann hat sich mit seiner neuen Frau und deren vier Kindern nach Kathmandu abgesetzt. Orna sehnt sich nach einer neuen Partnerschaft und meldet sich auf einer Online-Dating-Plattform an. Dort lernt sie Gil kennen, ebenfalls geschieden, zwei Töchter. Sehr langsam nähern sich die beiden an.
Im zweiten Kapitel stoßen wir auf die Lettin Emilia, die in Israel als Pflegekraft Geld verdienen möchte. Sie betreut Gils Vater bis zu dessen Tod. Danach verliert sie ihren Job und damit auch ihre Unterkunft. Gil hilft ihr wieder auf die Beine.
Und dann ist da noch Ella, Mutter von drei Kindern, die sich, um zu Hause nicht durchzudrehen, für einen Masterstudiengang eingeschrieben hat. Sie trifft auf Gil in einem Café und schon bald wird deutlich, dass zwischen den Beiden möglicherweise mehr ist als nur Freundschaft.
Sowohl bei Orna und Emilia, als auch bei Ella läuft das Leben nicht so wie erhofft. Sie sind gestresst, verletzt und verunsichert, gleichwohl aber doch selbstbewusst und stark und es ist wohl die Stärke Mishanis, ihre Gefühlswelten sehr empathisch und nachvollziehbar zu schildern, während man über Gil eigentlich nur wenig erfährt, was letzten Endes aber auch den besonderen Reiz dieses Buches ausmacht, das ich schnell gelesen und sehr gemocht habe.
Die Lesenden erwartet kein klassischer Krimi mit Ermittlerteam, sondern eher ein Roman, dessen Spannung stetig wächst und der voller Wendungen steckt, die man nicht vorhergesehen hat. Wessen Puls am Ende des ersten Kapitels nicht steigt --- Respekt!