Ich war von Anfang an total mitgerissen. Die zu Beginn noch 9 Jahre alte Ellis sorgt mit ihrer besten Freundin Dorothy aus dem Zauberer von Oz, deren Welt sie als ihren Regressionsort vor der von Lärm überforderten und an der Glasknochen-Krankheit leidenden Mutter und ihrem gewalttätigen Vater nutzt, für viel Aufregung und Herzklopfen bei den Leser*innen, aber auch im Haus der Familie selbst. Nach dem tragischen Unfall ihres kleinen Bruders wird Ellis in eine Kinderklinik eingewiesen. Später kommt sie wieder nach Hause, wo ihre Mutter, welche mittlerweile vom Vater getrennt ist, sie terrorisiert und emotional untergräbt. Ellis leidet unter ihrem mitleidslosen Verhalten, welches die nun volljährige, aber durch die Umstände innerlich immer noch kindliche, Ellis verständnisvoll über sich ergehen lässt.
Der Thriller hat mich in der Rollenverteilung sehr stark an Elfriede Jelineks "Die Klavierspielerin" erinnert, ist jedoch ein Einzelwerk für sich, über welches es so viel zu sagen gibt. Es passiert sehr viel, immer wieder kommen neue Inhalte dazu, aber schematisch baut es mühelos aufeinander auf und schockiert an jeder Ecke mit seiner fatalen und perversen Konstellation, unter der gerade die Tochter, trotz aller, oder gerade wegen der Umstände, als Opfer leidet, was sich immer wieder in ihrem ungesunden Verhalten und ihrer Selbstwahrnehmung zeigt. Ich war selten so überrascht von und gleichzeitig abgelehnt und interessiert an einem Charakter wie diesem.
Eine Rezension von Katha.