Lissabon wartet auf das nächste Beben, Boa Morte wartet auf den Tod, vielleicht sogar auf einen Guten, es würde seinem Namen entsprechen. In Briefen an seine unbekannte Tochter reflektiert er seine Vergangenheit und seinen Alltag als verarmter Parkplatzanweiser, ohne Pass, in den Straßen Lissabons. Zusammen mit den anderen Verdammten, vergessenen, in seinem Umfeld erschuftet er sich kleine Momente des Glücks.
Er nimmt einen Hund auf, er verbringt Zeit mit seiner Freundin, der obdachlosen Fatinha, er legt einen Garten an. Doch Boas Los ist ein Schweres, eine Verletzung macht ihm zu schaffen und der Jüngste ist er auch nicht mehr, aber er sieht es als gerechte Strafe für seine Untaten. Den Kampf gegen die Unabhängigkeit Guinea-Bissaus auf Seiten der Portugiesen, obwohl er selber aus Angola stammt, das, was er seiner Frau angetan hat, oder die Kameraden, die er auf dem Schlachtfeld zurückließ, mit Versprechen, die er niemals einlösen konnte.
Djaimilia erschafft mit Boa eine komplexe Figur, einen Mann, den wir verstehen, aber dem wir nicht verzeihen können, der nicht versucht, sich reinzuwaschen, aber ehrlich in seiner Reue ist. Es bleibt einiges angedeutet, grau und verschwommen und ist dennoch so kunstvoll, so lyrisch und dicht erzählt auf 160 Seiten, man könnte stundenlang darüber reden. Seebeben ist ein wunderbarer, berührender und enorm ergiebiger Roman, den ich nur jedem ans Herz legen kann.