Viele Rezensent:innen waren der Meinung, dass Zeit der Schuld einem Genre zuzuordnen ist, das Der Pate geprägt hat, dieses gewaltige Mafia-Epos von Mario Puzo. Für mich hinkt dieser Vergleich, obgleich es tatsächlich Parallelen gibt. Alles beginnt mit einem Unfall in den Straßen von Delhi: Der Fahrer eines imposanten Mercedes verliert die Kontrolle über seine Limousine und reißt fünf Menschen in den Tod - alle obdachlos, von niedriger Stellung in der indischen Gesellschaft. In der Folge wird ein Mann verhaftet, bei dem unklar ist, ob es sich um den tatsächlichen Verursacher des Vorfalls handelt oder ob mit der Verhaftung etwas nicht stimmt. Über mehr als 700 Seiten entwickelt sich ausgehend von diesem Vorfall eine Geschichte von Arm und Reich, von Alt und Neu, von Unrecht und Recht. Der Roman lässt tief blicken hinter die Fassaden der indischen Gesellschaft, ihre Zerrissenheit und ihren Wandel. So folgen wir dem Leben von drei Menschen, die unterschiedlicher nicht sein könnten und schmökern die vielen Seiten atemlos durch. Ich finde das Buch packend geschrieben, stilistisch von hohem Niveau und gekonnt strukturiert. Also ein wenig wie Der Pate, aber viel mehr als das.