Beschreibung
Itta stammte aus dem Elend. Wie sie von jenem schmutzigen böhmischen Grenzort, der seinen Namen in jeder Hinsicht rechtfertigt, zum Hof des Reutbauern im Dorfe Kaltwasser gekommen war, das hatte sich auf folgende Weise zugetragen. Überall im Wäldlerland ist es Sitte, am Tage Allerseelen eine Unmenge kleiner Brötchen zu backen und sie an die in hellen Haufen aus Böhmen herüberkommenden und auch an die einheimischen armen Leute zu verschenken und dafür ebensoviele 'Vergelts Gott für die armen Seelen' einzusammeln. Es ist ein schöner Brauch, der heute noch gerade so gut gehalten wird wie vor vierzig Jahren, als die Wälder noch dichter und darum die Bauern noch wohlhabender waren. Die Reutbäuerin erfreute sich zu jener Zeit eines besonders guten Rufes hinsichtlich ihrer 'Seelwecken', die an Größe und Weiße ihresgleichen kaum fanden. Sie hatte daher auf zahlreichen Zuspruch zu rechnen und tat dies mit Freuden, obgleich es nicht gerade angenehm sein mag, den ganzen Tag überm Trog gebückt oder am heißen Backofen zu stehen.
Autorenportrait
Emerenz Meier (* 3. Oktober 1874 in Schiefweg, heute Gemeindeteil von Waldkirchen/Niederbayern; gestorben 28. Februar 1928 in Chicago, Illinois) war eine deutsche Schriftstellerin. Neben Lena Christ gilt sie als die bedeutendste bayerische Volksdichterin.
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